Functional Food und Ernährung
Functional Food ist bei uns noch nicht definiert. Das Lebensmittelrecht bestimmt also nicht, für welche Produkte die Bezeichnung verwendet werden darf. Also herrscht im Moment noch so eine Art Wildwuchs und jeder verwendet die Bezeichnung nach eigenem dafürhalten. Das könnte auch Gen-Food sein. Aber was soll´s – der Begriff Wellness wird schlimmer missbraucht.
Verwendet wird der Begriff für Produkte die zusätzlich zu der angestammten Wirkung einen Zusatznutzen aufweisen. Es wird also dem Produkt etwas zugesetzt oder es wird etwas entfernt. Beispiele für entfernte Bestandteile sind die Erucasäure bei Rapsöl oder die Reduktion des Fettgehalt bei Milchprodukten.
Spitzenreiter dürfte Joghurt sein, der durch Zusätze von lebenden Bakterien die Darmflora aufmuntern soll. Die verschiedenen Herstelle haben inzwischen wohl alle ihre eignen Bakterien patentiert und damit eine Produktlinie im Angebot. Diese Joghurts sind im Preis erstaunlich hoch.
Ein weiterer Hit sind die Omega-3-Fettsäuren, die inzwischen in vielen Produkten auftauchen. In Brot eingebacken schützen Omega-3-Fettsäuren vielbeschäftigte Manager vor Herzinfarkt und sparen dabei noch wertvolle Zeit.
Die Jugend trinkt inzwischen inzwischen Getränke mit Zusatznutzen. Hier sei als Beispiel eine Koffeinhaltige Limonade genannt, welche angereichert mit einem stimulierenden Inhaltsstoff des Stierhoden und Alkohol läßt uns ohne weiteres fliegen.
Vitamindrinks mit Mineralien angereichert sind heute in jedem Fitnessstudio Pflicht.
Frühstücksflocken sind mit Vitaminen und Ballaststoffen angereichert erst wirklich Wert, gegessen zu werden. Die gute alte Haferflocke kann da leider nicht mithalten.
Ganz klar ist der Preis für derartige Produkte höher, daher kann man ruhig überlegen ob der Kauf lohnt. Nur wenige derartige Produkte hatten Gelegenheit sich wirklich zu bewähren; sie sind einfach nicht lang genug auf dem Markt. Und ob uns die Veränderungen an den ursprünglichen Lebensmitteln wirklich bekommen, das sei dahingestellt. Unser Körper hat
sich im Laufe der Evolution auf bestimmte Lebensmittel eingestellt. Im Programm des Körpers ist Functional Food nicht vorgesehen. Ich möchte mein Unbehagen an Functional Food am Beispiel der Omega-3-Fettsäuren etwas erläutern. Inuit essen sehr viel Fisch und sehr wenig Obst und Gemüse. Nun ist dies nach unserer Erfahrung ungesund. Die Inuit aber sind trotz dieser ausgesprochen einseitigen Diät ausgesprochen wenig von Herz-Kreislauferkrankungen betroffen. Was wir hier übersehen, ist daß die Eigenschaften von rohem Fleisch völlig anders sind als die Eigenschaften und der ernährungsphysiologische Wert von erhitzem Fleisch. Und zudem haben sich diese Menschen im Laufe von vielen Generationen an diese Ernährung gewohnt haben, sogar ihr Darm wurde wesentlich kürzer als unserer. Und nun machen Sie zu allem Überfluß noch das Gedankenexperiment und geben Sie einem Inuit 10
Portionen Obst und Gemüse am Tag zu essen. Oder versuchen Sie mal, anstelle von einigen Kapseln Omega-3-Fettsäuren diese mit dem gesamten Fisch zu essen, aus dem die Omega-3-Fettsäure gewonnen wurde. In beiden Fällen dürfte es Verdauungsprobleme geben.
Hier noch einige Begriffsbestimmungen:
Functional Food: keine Rechtliche Definition, werden vom Hersteller
entsprechend bezeichnet.
Neutraceuticals: Ein Kunstwort aus Pharmaceuticals und Nutrition, ein
Lebensmittel, das gleichzeitig eine Arzneifunktion erfüllt. Ein
Beispiel mag die Banane sein, der gentechnisch ein Grippeimpfstoff
angezüchtet werden soll.
Novel Food haben eine eigene Verordnung, Umgangssprachlich werden
gentechnisch veränderte Produkte damit bezeichnet, rechtlich nicht.
Diätetische Lebensmittel haben eine eigene EU-Richtlinie, darunter fallen Dinge wie Säuglingsnahrung, Süßstoffe oder Kochsalzersatz aber auch Fitness und Schlankheitskost.
Für mich ist es unglaublich, daß uns derartige Produkte schlank machen. Und ein Beitrag zu einer naturnahen Ernährung sind sie wohl selten. Und so richtig angepriesen wird ja nur eine Eigenschaft, die bekannt ist. Was machte die arme Tomate bloß, bevor ihr Lycopin als
Krebsrisikosenkend erkannt wurde. Schön für uns allerdings, daß sie bisher dennoch nicht in die Apotheke umgezogen ist.